Wenn unsere Kinder selbstständig werden, kann das schon mal Angst machen. Sie kommen in die Schule und fahren vielleicht mit dem Rad oder dem Bus dorthin und schnell melden sich die ersten Ängste und Zweifel in uns: Kann unser Kind das überhaupt schon? Und was wenn doch etwas passiert? Alles Fragen, die wir uns oft stellen, wenn wir nicht ganz bei uns sind. Da passiert es schnell, dass wir „auf Nummer sicher gehen“ und unsere Kids doch nochmal zur Schule fahren, ihr Smartphone tracken oder oder oder.
Bilder: pixabay/v.l.n.r.: Alexander Belyaev I SoledadsnpI Rainer Maiores Dabei wollen wir nur das Beste für sie und denken nur daran, sie zu schützen. Aber wovor schützen wir sie da denn eigentlich? Und wen schützen wir wirklich? Und ist es tatsächlich das Beste? Mit so einer Entscheidung schützen wir in erster Linie uns selbst und zwar nur vor unserer eigenen Angst. Und wir schützen unsere Kids davor, eigene Erfahrungen zu machen und an den Hürden des Alltags zu wachsen. Klingt irgendwie verkehrt, stimmts? Fast so, als würden wir versuchen, sie vom Leben abzuhalten. Denn schlussendlich müssen wir uns immer wieder bewusst machen, dass unsere Kinder im Leben immer vor Herausforderungen stehen werden. Und es ist unsere Aufgabe, sie dafür vorzubereiten und ihr Selbstvertrauen so zu stärken, dass sie ihre Herausforderungen meistern.
Beispiel: Kind sagt: „Papa, ich kann das!“ Papa sagt: „Nein, lass mich das lieber machen!“ Kind denkt: „Ich kann das nicht…“
Besser wäre:
Kind sagt: „Papa, ich kann das!“
Papa: „Klasse. Falls du meine Hilfe brauchst, gib Bescheid.“
Kind denkt: „Ich kann das!“
Jedes Scheitern ist ein Schritt zum Erfolg
Und auch wenn unser Kind an einer Aufgabe scheitern sollte, ist das nicht der Weltuntergang. Es ist wichtig, unserem Kind dann das Gefühl zu geben, dass es nicht versagt hat. Geben wir unserem Kind lieber das Gefühl, dass es okay ist. Hier gilt die Devise: Aufstehen und weiter gehen. Das stärkt und es wird daran wachsen ! Wir sollten erkennen, was unser Kind besonders gut kann und nicht daran fest halten, was es nicht kann.
Unser Kind zu schützen, bedeutet daher nicht, es vor negativen Erfahrungen, Enttäuschungen oder dem Scheitern zu schützen. Denn das gehört zum Leben und zum Entwicklungsprozess. Wenn unser Kind beispielsweise eines dieser negativen Ereignisse erlebt, ist es wichtig, für unser Kind in einem solchen Moment da zu sein und es in den Arm zu nehmen. Lasst unserem Kind lieber das Gefühl geben, dass diese Erfahrung wertvoll ist und dass wir daran glauben, dass es es schafft, diese zu bewältigen. Unsere Kinder spüren, wenn wir das nicht tun und hören unsere subtile Nachricht: “Ich traue Dir nicht zu, dass du dies allein schaffst. Du brauchst meine Hilfe.“ Dabei sind solche Erfahrungen sehr wertvoll und stärken Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein.
Wovor sollten wir unser Kind also wirklich schützen?
Wir können unsere Kinder beispielsweise vor schlechter Ernährung, zu viel Zeit vor dem Bildschirm und schlechter Gesellschaft schützen. Und vor Allem vor dem “Allein-Sein“ in nicht so schönen Momenten.
Wir sollten uns also öfter selbst reflektieren und schauen, ob wir grade aus Sorge handeln oder ob wir unserem Kind wirklich vertrauen, dass es das schafft.
Wovor können wir unser Kind schützen:
schlechte Ernährung
zu viel Zeit vorm Bildschirm
schlechter Gesellschaft
Vorm “Allein-Sein“
Vertraue Deinem Kind
Es ist nicht unbedingt wichtig, dass unser Kind den besten Musikunterricht oder den besten Tennisclub besucht. Viel wichtiger ist es, dass wir auf die verschiedenen Talente unserer Kinder vertrauen und dass diese sich mit der Zeit herauskristallisieren werden. Bei manchen Kindern passiert das sehr früh, bei anderen eher spät. Bitte lasst uns hier keinen Druck aufbauen, nur weil das Nachbarsmädchen bereits mit vier ein starkes Interesse am Malen zeigt oder der Kumpel deines Kindes schon einwandfrei Rad fährt.
Vielleicht merken wir, dass unser Kind langsamer lernt als die anderen oder ganz andere Interessen hat. Es kann auch sein, wir werden dann ungeduldig, weil wir zu viel mit den anderen Kindern vergleichen. Wir sollten trotzdem nicht die Beherrschung verlieren und nicht in den Lernprozess eingreifen.
Lass Dein Kind in seinem ganz eigenen Tempo lernen. Vertrau darauf!
Richtig fördern
Fördern bedeutet viel mehr, dass wir unserem Kind vertrauen, dass es altersgerecht die richtigen Entscheidungen trifft und dazu in seinem eigenen Tempo lernt. Wir können darauf vertrauen, dass unser Kind immer genau das lernt, was es lernen muss. Es ist wichtig, dass wir uns nicht zu viel “einmischen“, in dem wir fördern und helfen wollen.
Dieses Verhalten fördert unser Kind nicht. Nein, es überfordert es eher.
Zusammengefasst:
Gib Deinem Kind Zeit und Raum
Baue keinen Druck auf
Fördern statt überfordern
Vertraue auf die Talente Deines Kindes
Greife nicht in den Lernprozess ein
Gerne möchte ich hierzu auf einen kleinen Abschnitt meines vorletzten Blogbeitrags verweisen:
Jeder kann was !
Max liebt es, Fußball zu spielen und ist ein wahres Ass! Felix hingegen spielt leider gar nicht gut Fußball. Und es macht ihm auch keinen Spaß. Wenn also Felix im Fußball genauso gut sein soll, wie Max, nur weil Papa erst dann stolz auf ihn ist, wird es für Felix echt schwer, das erwartete Lob zu ernten. Das müsste ja aber garnicht sein, denn jeder kann was gut - aber eben nicht jede:r kann das Gleiche gleich gut und das ist doch auch gut so. :) Denn nur weil Max schnell rennen kann und mega gut Fußball spielt, aber Felix nicht, heißt es doch längst nicht, dass Felix keine anderen tollen Qualitäten hat. Vielleicht kann Felix super Klavier spielen oder Yoga. Niemand kann also von Felix erwarten, dass er genauso gut im Fußball ist, wie Max !
Bilder: unsplash/v.l.n.r.: Santi Vedrí I 童 彤 / Bruno Nascimento
Wir sind kein Regisseur im Leben unseres Kindes
Unser Kind mit anderen zu vergleichen, ist der schnellste Weg, Misstrauen zu kommunizieren. Wir sind nicht die Regisseure im Leben unseres Kindes. Wir sollten lieber der Regisseur unseres eigenen Lebens sein und für unser Kind als Berater zur Seite stehen, wenn es uns braucht. Verhalten wir uns so, wird unser Kind von selbst das tun, was es zu diesem Zeitpunkt am liebsten und besten kann. Wenn es in unseren Augen nicht “perfekt“ ist, liegt es an uns, unsere Erwartungshaltung zu ändern und die Bedürfnisse unseres Kindes zu akzeptieren.
Urvertrauen Es liegt in der Natur, dass unser Kind uns vertraut. Das nennt sich Urvertrauen. Mit diesem sollten wir sorgsam umgehen und es unserem Kind ebenso entgegenbringen, denn es wird mit der Zeit nachhaltig verletzt, wenn wir das nicht tun.
Unser Kind kann das
Misstrauen wir unserem Kind, wird dieses unsicher und glaubt schnell nicht mehr an sich und seine Fähigkeiten. Wir lenken unser Kind in eine Richtung, in die es nicht gehen will, nur damit unsere eigenen Bedürfnisse gestillt werden. Und alles nur, weil die anderen Kinder auch in diese Richtung gehen und weil wir es selbst nicht anders gelernt haben. Wir sollten versuchen, über unseren Schatten zu springen und unserem Kind Vertrauen zu schenken. Vertrauen, dass es seinen eigenen Weg gehen wird. Vertrauen, dass es alles in seinem Tempo macht. Vertrauen, dass es auch schwierige Situationen alleine bewältigt.
Wir können und dürfen nicht alles kontrollieren
Wenn wir unserem Kind also das Tempo vorgeben oder immer aus schwierigen Situationen helfen, wird irgendwann sie Situation eintreten, wenn wir nicht mehr alles kontrollieren können, dass es das alleine nicht schafft oder es sich das alleine nicht zutraut. Unser Kind wird automatisch Unsicherheit ausstrahlen, da ja sonst immer Mama und Papa da waren, die das erledigt oder dabei geholfen haben. Wir sollten also so früh wie möglich lernen unser Ego abzulegen, die Kontrolle abzugeben und darauf vertrauen, dass unser Kind das kann ! So tun wir nämlich nicht nur uns einen Gefallen, sondern geben unserem Kind ein Geschenk fürs Leben mit, nämlich Selbstvertrauen, Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein.
DU BIST STARKT UND SCHAFFST DAS!
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